Partnerstadt Fontenay-aux-Roses
Gedenken an das Ende des Ersten Weltkrieges in Fontenay-aux-Roses: Wieslocher Delegation nahm an Feierlichkeiten teil.
Die gegenseitige Teilnahme an wichtigen Gedenktagen ist fester Bestandteil des Partnerschafts-Jahresprogramms zwischen Wiesloch und Fontenay-aux-Roses. Aus diesem Grunde nahm wieder eine Wieslocher Delegation am 11. November an den Feierlichkeiten in Frankreich teil. In diesem Jahr gehörten neben Bürgermeister Ludwig Sauer und der 2. Vorsitzenden des Freundeskreises der Wieslocher Städtepartnerschaften Iris Graf auch die beiden Schülerinnen Anne Polenz und Melinda Gashi aus dem Ottheinrich-Gymnasium Wiesloch zur Delegation.
Nach der Anreise traf man sich mit unseren französischen Gastgebern zu einem gemeinsamen Abendessen, dabei wurden neue Kontakte geknüpft und alte Freundschaften gepflegt. Dazu gesellte sich auch noch die Bürgermeisterin der englischen Partnerstadt Elstree and Borehamwood, Rebecca Challice. Bei sehr angenehmen Gesprächen klang der Abend dann spät aus. Der Vormittag des zweiten Tages stand ganz im Zeichen der Feierlichkeiten zum französischen Gedenktag, dem 11. November. Wie bestellt, zeigte sich der Gedenktag trocken und für die Dauer der Feier im Zeichen der Sonne. An diesem Tag wird in ganz Frankreich an den Waffenstillstand des 1. Weltkrieges und an die Gefallenen der Kriege erinnert. Wir trafen uns morgens auf dem zentralen Platz von Fontenay-aux-Roses und gingen von dort zum Friedhof. In einer kleinen Feier auf dem Friedhof wurde den Gefallenen gedacht und bei einem Rundgang an deren Gräbern je eine Blume niedergelegt. Danach ging es zurück zum Platz vor dem Rathaus (Place du Général de Gaulle), an dem in einer feierlichen Zeremonie den Gefallenen gedacht wurde.
Bürgermeister Ludwig Sauer erinnerte in seiner Rede, die er in fließendem Französisch hielt, an den Ersten Weltkrieg und sprach dabei von dem unermesslichen Leid und der Zerstörung und den negativen Folgen für die beteiligten Kriegsländer. Er betonte besonders, dass Krieg niemals wieder die Lösung von Konflikten sein kann! In einem Rückblick ging er auf die Anstrengungen zur Versöhnung unserer beiden Länder ein, besonders auf den Besuch von Charles de Gaulle, dem französischen Präsidenten, der 1962 In der Stadt Ludwigsburg eine Rede in deutsch an die deutsche Jugend hielt und die ein Zeichen dafür ist, wie man mit Besonnenheit Schritte der Versöhnung und Widerannäherung gehen kann. Genau daraus erwuchs eine deutsch-französische Freundschaft, welcher wir nicht zuletzt auch die Partnerschaft unserer beiden Städte zu verdanken haben. Am Ende seiner Rede bedankte sich Bürgermeister Ludwig Sauer für die Einladung zum heutigen Gedenktag und schloss mit den Worten: “Lassen Sie uns gemeinsam an die Opfer der vergangenen Kriege denken, an die Opfer des gegenwärtigen Kriegsgeschehens und lassen Sie uns auf Versöhnung hoffen. “Vive l’Europe, vive la France, vive l’Allemagne, vive l’amitié franco-allemande!”
Danach legten alle eingeladenen Delegationen Blumengebinde am Denkmal der gefallenen Soldaten ab. Für Wiesloch taten dies Bürgermeister Ludwig Sauer und Richard Ziehensack, erster Vorsitzender des Freundeskreises der Wieslocher Städtepartnerschaften, der auch in Fontenay weilte und zu dieser Zeremonie zu unserer Delegation stieß. Zuletzt wurde zum Gedenken eine Schweigeminute abgehalten und die französische Nationalhymne gespielt und gesungen.
Ein weiterer Höhepunkt der Zeremonie an diesem Nationalfeiertag war die anschließende Rede der mitgereisten Schülerinnen Anne Polenz und Melinda Gashi, an alle Anwesenden in französicher Sprache gerichtet. Einer Generation angehörend, welche die schrecklichen Ereignisse nur aus Geschichtsbüchern und Erzählungen kennen kann, nahm Anne Polenz Stellung zu den Themen Krieg, Versöhnung und Frieden. Sie berichtete von ihrer Urgroßmutter, die zu Zeiten des 1. Weltkrieges und der Kaiserzeit in Berlin lebte und ihr erzählte, dass sie damals sogar imTiergarten dem Kaiser persönlich begegnete. Für sie ist alles so lange her und es ist für sie unvorstellbar, dass Franzosen und Deutsche einmal Erzfeinde waren. Melinda Gashi betonte, dass ihre Generation in einem Europa ohne Grenzen aufwächst, mit Erasmus-Programmen und freier Wohnortwahl, in einem demokratischen und freien Europa. Beide waren sich darin einig, dass sie und ihre Generation die Aufgabe haben, diesen Frieden zu erhalten. Sie bedankten sich für die Möglichkeit, diesen denkwürdigen Tag hier in Frankreich mit unseren französischen Freunden verbringen zu dürfen. Der sich anschließende Empfang im Rathaus rundete diesen Vormittag ab.
Am Nachmittag ging es nach Paris. Begleitet von unseren französischen Gastgebern besuchten wir eine Kunstausstellung im modernen Gebäude Fondation Louis Vuitton im Parc Jardin d`Acclimatation. Wir genossen die Ausstellung des amerikanischen Künstlers Mark Rothko in diesem sehr besonderen Gebäude des Architekten Frank Gehry. Schon das Gebäude allein ist sehr beeindruckend und ist selbst ein Besuch wert. Nach der sehr ausgiebigen Tour durch die Ausstellungsräume des Gebäudes blieben wir zum Abendessen in Paris. Hier bot sich die Gelegenheit nochmals mit allen Teilnehmern ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. An dieser Stelle galt es auch Danke zu sagen, an unsere französischen Freunde, die diesen Besuch ermöglicht hatten. Besondere Dankesworte richtete unser Bürgermeister Ludwig Sauer an den Bürgermeister Laurent Vastel und an Dominique Lafon, der uns an diesen drei Tage besonders begleitete.
Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen und mit der Bahn ging es zurück nach Wiesloch. Nach einem sehr intensiven Kurzbesuch in unserer Partnerstadt waren sich alle Teilnehmer einig darin, dass es wichtig war, dieser Einladung gefolgt zu sein und alle freuen sich sehr auf die nächsten Treffen mit unseren französischen Freunden, dann auch in Wiesloch.
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