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Kunstwerke in Verkehrskreiseln

Den Traditionen verpflichtet sein und sich trotzdem zeitgemäß weiterentwickeln - zeitgenössische Kunst in Verkehrskreiseln
Im April 1997 haben Bürger der Stadt Wiesloch einen Verein gegründet, der sich zur Aufgabe gemacht hat, den öffentlichen Raum mit qualitativ hochwertigen zeitgenössischen Kunstwerken zu bestücken. Damit wollten sie unter anderem ihrer Heimatstadt eine unverwechselbare Identität geben.

Von Flügeln begleitet - kinetisches Kunstwerk von Hans-Michael Kissel.
Kissel: Von Flügeln begleitet

Durch die Brandschatzung der Franzosen 1689 wurde nicht nur das Heidelberger Schloss zerstört. Auch in Wiesloch ging ein Großteil der alten Bausubstanz verloren. Eben das, was auch heute noch in vielen anderen Städten als heimelig und anziehend empfunden wird. Es ist die Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart, deren Kontinuität in die Zukunft reicht: Den Traditionen verpflichtet zu sein und sich trotzdem zeitgemäß weiterzuentwickeln.

Die Aufwertung des öffentlichen Raumes und die vielfältige Begegnung mit Kunstwerken trägt wesentlich zum Wohlbefinden des Bürgers in seiner Stadt bei.

Kunst im öffentlichen Raum ist nicht nur eine ästhetische Komponente des Stadtbildes. Sondern sie ist oftmals für Laien Anstoß, sich mit Kunst zu befassen, welches eine Bereicherung seines Lebens bedeutet.

Flügel, von Markus Heinsdorff
Heinsdorff: Flügel

Kunstwerke sind geeignet, ein Gegengewicht zur heutigen Überbetonung materieller Werte zu bilden. Somit tragen sie zur Stabilisierung im psychischen Befinden bei. Sie sind ein Aufruf zum Innehalten im Alltag.

Kunst im innerstädtischen Raum garantiert nicht nur eine anregende Atmosphäre. Sie erhöht auch die Anziehungskraft der Geschäftswelt. Und somit wirkt die Kunst dem Einkauf auf "der grünen Wiese" und damit dem "Ausbluten" der Innenstadt entgegen.

Die tägliche Begegnung und die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst erzieht zur Toleranz und fördert somit das bürgerschaftliche Miteinander.

Große Berührung - schwingend

Der Verein heißt "Bürgerstiftung Kunst für Wiesloch" und hat inzwischen über 80 Mitglieder. Diese haben durch ihren hohen Mitgliedsbeitrag sowie gezielte Spendengelder 10 Kunstwerke finanziert. Ein großes Anliegen ist ihm beispielsweise auch, die Stadteingänge attraktiv zu gestalten. Man will 3 historische Stadteingänge ausschließlich durch kinetische Kunstwerke markieren. Also durch Arbeiten, die durch den Wind bewegt werden. So wurde im Juli 1998 das erste Objekt der Bürgerstiftung aufgestellt. Und zwar am historischen westlichen Stadteingang. Das kinetische Kunstwerk "Von Flügeln begleitet" wurde vom Ladenburger Künstler Hans-Michael Kissel gestaltet. Es sind 7 bewegliche Doppelflügel aus Aluminium auf 7 Meter hohen Edelstahl-Ständern. Der Verkehrskreisel hat einen Radius von 9,50 Meter.

Im Juli 2002 konnte man ein weiteres Kreisel-Kunstwerk einweihen. Die abstrakte Arbeit "Große Berührung schwingend" die der Berliner Bildhauer Volkmar Haase geschaffen hat. Diese Edelstahl-Plastik steht in der Kreiselfläche mit einem Radius von 11 Metern. Sie nimmt optisch den Bewegungsablauf eines Kreisverkehrs auf. Die Höhe beträgt 4,50 Meter. Die beiden Schleifen haben je einen Durchmesser von 3,60 Meter. Die Kugel hat einen Durchmesser von 1 Meter.

Stöcker: Vesper im Weinberg

Kunst bietet auch die Möglichkeit, die Geschichte einer Stadt sowie regionale Traditionen gegenwärtig werden zu lassen. Wiesloch ist eine Weinstadt, hier wird alljährlich das größte Winzerfest Nordbadens gefeiert. Also lag es nahe, dieser jahrhundertealten Weinbau-Tradition ein Denkmal zu setzen. Die Bürgerstiftung Kunst hat unter 11 deutschen Künstlern einen Wettbewerb ausgeschrieben. Diese Künstler arbeiten alle mit einer figurativen Bildsprache. Ziel war, dass durch das Kunstwerk für den Besucher Wieslochs der Weinbau spontan erkennbar ist. Eine Fach-Jury entschied sich für die Bronze-Skulptur "Vesper im Weinberg" des Bildhauers Professor Bernd Stöcker. Er stammt aus Triftern in Niederbayern. Im Juli 2004 wurde die Skulptur nahe beim Winzerkeller in einem Kreisel mit einem Radius von 10,50 Metern aufgestellt. Es ist ein Stilleben auf einem Sandsteinsockel mit einem großen Henkel Weintrauben, einer Hacke, einer liegenden Weinflasche und einem Laib Brot. Die Gesamthöhe beträgt 2,30 Meter. (Nachtrag 2019: Dieses Kunstwerk wurde mittlerweile versetzt, an den Eingang zur Fußgängerzone, Hauptstraße/ Heidelberger Straße.)

Für einen weiteren historischen Stadteingang ist eine 8 Meter hohe kinetische Tor-Plastik von Otmar Alt aus Hamm-Norddinker bereits in Auftrag gegeben. Es ist die Vergrößerung des Modells "Wolkenschaukel" aus einem Wettbewerb von 1983.