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Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus

Veranstalter

Stadt Wiesloch

Stadt Wiesloch
Marktstraße 13
69168 Wiesloch
Telefon: (06222) 841
Fax: (06222) 84377

Kurzbeschreibung



Zwangssterilisationen im Nationalsozialismus in Mannheim - "Die Unfruchtbarmacher" - Szenische Lesung im Psychiatrischen Zentrum Nordbaden (PZN). Eine gemeinsame Veranstaltung des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden, der Stadt Wiesloch und Aufführenden des Arbeitskreises Justiz und Geschichte des Nationalsozialismus in Mannheim. Regie führt Eva Martin-Schneider.


Beschreibung


Das im Juli 1933 von der nationalsozialistischen Regierung erlassene „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ war das erste NS-Rassegesetz: Nach seinen Vorschriften wurden in Deutschland etwa 400.000 Menschen zwangssterilisiert. Mit juristisch und medizinisch getarnten Maßnahmen drangsalierte der NS-Staat alle Menschen, die er als rassisch „minderwertig“ einstufte. Er ließ sie unfruchtbar machen, in Arbeits- und Konzentrationslager wegsperren, er wies sie aus und deportierte sie. Nach sieben Jahren hieß die so genannte „Endlösung“ Euthanasie und Massenmord.

Die offizielle Begründung für eine Zwangssterilisation reichte von Schwerhörigkeit, Epilepsie, über Schizophrenie, Alkoholismus, bis hin zur Etikettierung als „moralisch schwachsinnig“ und „asozial“. Das damalige Städtische Krankenhaus gehörte neben dem eigens eingerichteten Gesundheitsamt zu denjenigen Institutionen in Mannheim, die in der NS-Zeit direkt an den Zwangssterilisationen beteiligt waren. Die Lesung stützt sich auf Akten des Mannheimer Erbgesundheitsgerichts, die Verwaltungsakten des Krankenhauses sowie die Spruchkammerverfahren der beteiligten Schreibtischtäter aus der Nachkriegszeit. Im Zentrum der Lesung stehen drei Schicksale, zwei Frauen – eine davon noch sehr jung – und ein Mann.

Die Geschichte und die Lesung enden nicht mit dem Jahr 1945. Die seelisch und körperlich verstümmelten Überlebenden der Zwangssterilisation wurden nach Ende der NS-Zeit keineswegs als Opfer anerkannt. Man hat sie bis 1980 aktiv und bewusst von jeglicher Wiedergutmachung ausgegrenzt. Sie trafen bei ihren Bemühungen um Entschädigung oder Anerkennung oftmals auf genau dieselben Personen in den Behörden, die schon in der Nazizeit über sie entschieden hatten. Das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ wurde 2007 vom Bundestag als nationalsozialistisches Unrechtsgesetz gebrandmarkt. In der Öffentlichkeit werden die Zwangssterilisationen nach wie vor kaum als nationalsozialistisches Unrecht wahrgenommen.

Veranstaltungsdaten:

Sonntag, 27. Januar 2019 - Beginn 17 Uhr
in der Festhalle des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden, Wiesloch