Breiten sich Tier- oder Pflanzenarten durch den Menschen in neuen Gebieten aus, spricht man von invasiven Arten. Sie können heimische Arten verdrängen und auch wirtschaftliche oder gesundheitliche Probleme verursachen. In Wiesloch sind unter anderem die Asiatische Hornisse, die Tigermücke und die Ameise Tapinoma magnum angekommen – gemeinsam können wir dazu beitragen, ihre Ausbreitung zu beobachten und einzudämmen.
Ameise Tapinoma magnum. @ SMNS, A. Bellersheim
Ameisen Tapinoma magnum
Die aus dem Mittelmeerraum stammende invasive Ameisenart Tapinoma magnum ist mittlerweile auch in Wiesloch angekommen. Diese Ameisen graben sich durch enge Gehwegspalten, lockern Bodenplatten und dringen in Verteilerkästen ein. Die Insekten sehen den hiesigen Schwarzen Wegameisen zum Verwechseln ähnlich. Was sie jedoch primär von den heimischen Artgenossen unterscheidet, ist das Verhalten. Tapinoma magnum tendieren dazu, Völker der eigenen Art nicht zu bekämpfen, sondern sich mit diesen zu einer mehrere Königinnen umfassenden Superkolonie zusammenschließen. Damit es in Wiesloch nicht zu einer weiteren Ausbreitung kommt, ist gemeinsames Handeln gefragt. Alle können dazu beitragen, eine Ansiedlung zu vermeiden – etwa durch Aufmerksamkeit im eigenen Umfeld und dem Beachten einfacher Vorsorgemaßnahmen. Nur gemeinsam können wir dazu beitragen, diese invasive Art einzudämmen.
Verdachtsfälle der Stadt Wiesloch melden: Melden Sie mögliche Tapinoma-Nester an umweltschutz@wiesloch.de, idealerweise gleich mit folgenden Informationen: - E-Mail Betreff: Tapinoma - Name, Adresse, Telefonnummer - Fotos - Wohnverhältnisse (Eigentum oder Miete) - Erreichbarkeit zwischen 8 und 16 Uhr
Wie erkennt man die Tapinoma magnum?
Der Geruch Zerdrückte Tapinoma-Ameisen verströmen einen chemisch-süßlichen Geruch, der an Aceton erinnert.
Die Körpergröße Bei den Tapinoma-Arten unterscheiden sich die Arbeiterinnen häufig in ihrer Größe. Die Länge variiert zwischen 2,5 und 3,5 Millimetern. Sind die Ameisen etwa gleich groß, ist es wahrscheinlich eine heimische Art.
Foto-Tipp zur Größenbestimmung Locken Sie die Ameisen mit Zuckerwasser auf einem Blatt Papier neben einer Ameisenstraße oder Nesteingang. Schnell, nach spätestens 10 bis 20 Minuten, sammeln sich die Ameisen. Legen Sie ein Lineal als Maßstab daneben und fotografieren Sie.
Das Aussehen der Ameisenpuppen Bei Ameisen unterscheidet man zwischen Nacktpuppen und Puppen im Kokon. Die Tapinoma magnum entwickelt sich aus Nacktpuppen ohne Kokon. Bereits im Puppenstadium lassen sich Einzelheiten der Tiere wie etwa Beine erkennen. Die Farbe der Eier und Puppen ist weiß-transparent.
Die Breite der Ameisenstraßen Die einheimische Schwarze Wegameise bildet meist einspurige Ameisenstraßen. Tapinoma magnum hingegen bewegen sich regelrecht auf mehrspurigen Ameisen-Autobahnen.
Vermeidung der Ausbreitung
Pflanzen kontrollieren Kleine Ameisennester können beispielsweise durch Pflanzentöpfe in den heimischen Garten gelangen. Kontrollieren Sie noch vor dem Kauf oder Erhalt, ob sich an den Pflanzen Ameisen befinden. Hierzu empfiehlt es sich, die Pflanzen aus dem Topf zu nehmen und den Wurzelballen genau zu überprüfen.
Keine Pflanzen verschenken Verschenken Sie keine Topfpflanzen aus Ihrem Garten. Dadurch verringert sich das Risiko, dass Ameisen versehentlich an andere Orte gelangen und sich dort ausbreiten können.
Sorgen Sie für gute Sichtverhältnisse Um frühzeitig zu erkennen, ob sich Tapinoma magnum ansiedeln, sollten regelmäßig Laub und Unkraut an Weges- und Grundstücksrändern entfernt werden. Dadurch lassen sich Ameisenstraßen und -nester schneller erkennen und eindämmen.
Nahrungsgrundlage entziehen Vermeiden Sie die Kompostierung zuckerhaltiger oder proteinreicher Lebensmittelabfälle. Auf diese Weise wird den Ameisen eine wichtige Nahrungsquelle entzogen.
Der Umgang mit Grünschnitt Ameisen können sich auch durch Grünschnitt verbreiten. Die Insekten nisten gern in den Wurzeln und legen dort ihre Eier ab. Anfallender Grünschnitt und Wurzelballen sind daher vor der Entsorgung zu untersuchen. Auch sollte das Grün möglichst geschnitten werden, wenn die Ameisen weniger aktiv sind (von Dezember bis Februar). Bitte entsorgen Sie Gartenabfälle nur bei zugelassenen Annahmestellen und nie in der Natur. Kontrollieren Sie regelmäßig Ihre Abfalltonne. Sollten sich darin auffällig viele Ameisen tummeln, empfiehlt sich der Einsatz von Kieselgur.
Bekämpfungsverfahren auf Privatgrundstücken und im Haus
Physikalische Verfahren:
Heißwasser Bei gut zugänglichen Nestern lässt sich die Zahl der Ameisen mit dem Einsatz von Heißwasser auch auf Privatflächen reduzieren. Dabei ist zu beachten: Pflanzen in unmittelbarer Nähe können hierbei Schaden nehmen.
Abflammen Die Stadt Wiesloch rät dringend von dieser Methode ab. Nester lassen sich dadurch nicht beseitigen. Zudem können durch den Einsatz von Abflammgeräten schnell ungewollte Brände ausgelöst werden.
Ausbringen von Kieselgur:
Kieselgur ist ein natürlicher Wirkstoff aus versteinerten Kieselalgen und entzieht den Insekten die Feuchtigkeit, sodass sie austrocknen. Kieselgur muss trocken gelagert und gestreut werden. Die Nutzung empfiehlt sich insbesondere in Räumen und überdachten Bereichen. Kieselgur erhalten Sie in Geschäften für Heimtierbedarf oder im Landhandel. Beim Ausbringen von Kieselgur sind die Angaben des Herstellers zu beachten.
Sogenannte "Hausmittel":
Natron Ameisen meiden Natron von Natur aus. Mit Puderzucker vermischt (im Verhältnis 1:1) kann es als Köderfalle eingesetzt werden. Diese Methode schadet lediglich den Ameisen-Arbeiterinnen, nicht aber deren Königinnen.
Essig Mit Essigwasser (Verhältnis 1:1) kann zeitweise die Pheromonspur von Ameisen gestört werden. Ähnlich wie bei Duftstoffen wie z.B. duftenden Kräutern, Gewürzen und ätherischen Ölen werden die Ameisen hiermit jedoch nicht abgetötet, sondern im besten Fall vertrieben.
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer Hausmittel, deren Wirksamkeit entweder nur sehr gering oder nicht nachgewiesen ist.
Insektizide:
Handelsübliche Ameisengifte zeigen keine oder nur eine sehr geringe Wirksamkeit.
Bei Bekämpfungsversuchen der Stadt Zürich wurden spezielle zuckerhaltige Ködergele eingesetzt: Maxforce Quantum: enthält den Wirkstoff Imidacloprid, der verzögert wirkt und so die Ameisenkolonie bekämpft. Advion Ameisen Gel: nutzt den Wirkstoff Indoxacarb, der erst durch den Stoffwechsel der Ameisen aktiviert wird, was die Umweltbelastung minimiert. Der Stadt Zürich gelang mit den genannten Wirkstoffen ein Teilerfolg: Eine Kolonie im Stadtgebiet konnte dort zwar getilgt, die Ausbreitung der Tapinoma magnum allerdings nicht aufgehalten werden.
Sollten Sie dennoch den Einsatz von Insektiziden auf Ihrem Privatgrund erwägen, beauftragen Sie dazu eine professionelle Schädlingsbekämpfungsfirma. Da die verfügbaren Insektizide bei falscher Anwendung gesundheitsschädlich sind, die Umwelt stark belasten und keinen dauerhaften Erfolg versprechen, wird der Einsatz von der Stadt Wiesloch nicht empfohlen.
Bekämpfung auf öffentlichen Flächen durch die Stadt Wiesloch
Eine bereits etablierte Superkolonie vollständig zu tilgen, ist nahezu unmöglich. Allerdings lässt sich die Ausbreitung auf betroffenen Gebieten durch konsequentes Handeln eindämmen.
Die Stadt Wiesloch nutzt zur Eindämmung der Ameisen ein Heißwasserverfahren. Dabei werden freizugängliche Nester mit 95 °C heißem Wasser zerstört und die Königinnen samt Brut abgetötet. Verdeckte Nester lassen sich mit dieser Methode allerdings nur bedingt bekämpfen.
Wird ein Verdachtsfall gemeldet, wird der Fund zunächst begutachtet. Bestätigt sich der Verdacht und ist eine Bekämpfung erfolgversprechend, benötigt die Stadt bei angrenzenden privaten Grundstücken eine von den Eigentümer*innen unterschriebene Betretungsrechtserklärung und Haftungsfreistellung. Beide Formulare stehen auf unserer Internetseite zum Download bereit.
Wir empfehlen Ihnen, das Nest mit den Arbeiterinnen schnellstmöglich von einer sachkundigen Person mit Schutzausrüstung entfernen zu lassen, um Stichverletzungen zu vermeiden und die Reproduktion dieses Volkes der Asiatischen Hornisse zu unterbinden.
Die Kosten für die Nestentfernung müssen bei einer Nestentfernung selbst getragen werden. Wenn Sie das Nest entfernen lassen möchten, nehmen Sie Kontakt mit einer sachkundigen Person / einer Schädlingsbekämpfungsfirma auf, um einen Termin für die Nestentfernung zu vereinbaren. Da die Kosten für eine Nestentfernung je nach Lage und Größe des Nestes sehr unterschiedlich sein können empfehlen wir Ihnen, vor der Beauftragung einer Entfernung sich zunächst ein entsprechendes Angebot durch die sachkundige Person / der Schädlingsbekämpfungsfirma geben zu lassen.
Bitte teilen Sie uns eine erfolgte Nestentfernung unter umweltschutz@wiesloch.de kurz mit. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.