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Bergbau-Rundweg am Kobelsberg

Ausschnitt aus der Karte zum Bergbaurundweg.

Der Bergbau-Rundweg wurde 2003 im Rahmen der "Lokalen Agenda 21" realisiert. Der von Dr. L. Hildebrandt geplante und kommentierte Weg ist 5,6 km lang und lässt sich in 90 Minuten mit festen Schuhen gut begehen.

Ein paar Worte vorab

Rund 2000 Jahre lang war der Bergbau auf Blei-, Zink- und Silbererze auf Wieslocher und Nußlocher Gemarkung prägend für Sozialstruktur, Landschaftsbild und Zusammensetzung der Böden der Gemeinden. Erst 1954 wurde wegen zunehmenden Preisverfalls der Abbau von Schalenblenden-Zinkerz und Bleiglanz endgültig eingestellt.

Um die Zusammenhänge von Natur, Wirtschaft und Sozialleben auch den heutigen Generationen vor Augen zu führen, entstand in der Arbeitsgruppe "Nachhaltige Stadtentwicklung" der Lokalen Agenda 21 die Idee, einen Rundweg zum Thema "Bergbau in Wiesloch" zu planen. Dr. Ludwig Hildebrandt, unterstützt von Helga Mues (NABU) und Simone Janas, steckte mit der Umweltstelle in der Stadtverwaltung die Köpfe zusammen und gemeinsam sammelte man Ideen zur Verwirklichung.

Am Eingang des Friedrichsstollens (Ortsausgang Altwiesloch Richtung Baiertal, L 547) mit seinem freigestellten und restaurierten Portal beginnt der Bergbaurundweg (Station 1). Daneben fanden drei Lochsteine (bergmännische Grenzsteine) ihren sinnvollen Standort (Station 2). Auf ihnen sind die Bergbau-Embleme Schlägel und Eisen eingemeißelt, die auch die weiteren 19 Stationen des Rundwegs markierten. Holzpfosten mit nummerierten Wegweisern, bzw. Aufklebern zu den einzelnen Stationen und Wegabbiegungen führen die interessierten Wanderer auf dem Rundweg. Der Rundweg liegt fast gänzlich auf Baiertaler Gemarkung. Ein Abstecher zum Schafbuckel, einer ehemaligen Schachtanlage, bietet einen herrlichen Rundblick über die Rheinebene.

Zum Bergbau-Rundweg hat Dr. Ludwig H. Hildebrandt eine ausführliche Broschüre (214,2 KB) verfasst, mit umfassenden Informationen zum Bergbau-Rundweg und zum historischen Bergbau allgemein in Wiesloch. Die Broschüre wurde 2002 erstellt. Einige neuere Forschungsergebnisse sind in ihr noch nicht enthalten. Herausgegeben wurde sie von der Stadt Wiesloch, Fachgruppe Umweltschutz.

  • Eingangsportal des Neuen Friedrichstollen.
  • Bronnersches Gartenhaus im Frühling
    Blick in den vermauerten und zugeschobenen Stollen.
  • Skizze des Gartenhauses nach der Sanierung
    Alte Lochsteine aus dem Wieslocher Revier.
  • Markierungen am Wegesrand weisen auf die Stationen hin.
  • Blick durch den Steinteich-Hohlweg nach Süden.
  • Die Lößwand ist Lebensraum für Tiere und Pflanzen.
  • Birkenhain beim Steinteich-Hohlweg.
  • Schlackehalden haben sich zu wertvollen Biotopen entwickelt.

Stationen des Rundwegs

Karte zum Bergbau-Rundweg (6,678 MB)

1. Neuer Friedrichstollen

Eines der wenigen Zeugnisse des Bergbaus in Wiesloch ist das Portal des Friedrichstollens, das heute unter Denkmalschutz steht. Um Förderwege zu vereinfachen, begann man 1918 den Neuen Friedrichstollen „abzuteufen“ (= bauen). 690 m lang, über- bzw. unterfuhr er die Abbaue des Kobelsbergfeldes von Süd nach Nord. Rechnet man den alten, 1858-1870 erstellten Friedrichstollen hinzu, so hat der Neue Friedrichstollen sogar eine Länge von 1360 m. Ab 1939 ging die Förderung stark zurück. Man ließ die Untertageanlagen in funktionsfähigem Zustand, da der Neue Friedrichstollen ab 1941 den Einwohnern von Altwiesloch als Luftschutzraum
diente. Erst Ende der 40er Jahre wurde er völlig aufgegeben, die Schächte wurden verfüllt und die Stollen vermauert und zugeschoben.


2. Lochsteine - Zeugen des Wieslocher Bergbaus

Grenzsteine, die die Eigentumsgrenze an einem Bergwerk markierten, nennt man Lochsteine. Sie zeigten oberirdisch an, wie weit der unterirdische Abbau gehen durfte. Die meisten Lochsteine im Wieslocher Revier sind aus den Jahren 1847 bis 1855. Auf ihnen sieht man das Symbol des Bergbaus, Schlägel und Eisen, darunter die Initialen der Grubenbesitzer. Die Lochsteine sind bis zu 1 m hoch und bis zu 500 kg schwer.


3. Schafbuckelschacht

Ab 1853 wurden die ersten Schächte westlich und östlich des Schafbuckels angelegt. Wegen stark fallender Metallpreise wurde die Grube 1927 geschlossen. Da das Deutsche Reich wirtschaftlich unabhängig werden wollte, wurde der Wieslocher Bergbau später wieder aufgenommen: Ende 1935 waren alle Schächte wieder wasserfrei und die Grubengebäude instand gesetzt. Das Bergwerk wurde erheblich erweitert. 1939 arbeiteten dort 400 Menschen. 1940 erreichte die Produktion von Zinkblende- und Bleiglanz-Konzentraten ihren Höhepunkt. Bis zum Jahr 1945 stieg die Zahl der dort arbeitenden Kriegsgefangenen bis auf 54% der Belegschaft an.
Starke Wasserzuflüsse, mit Erdölresten kontaminierte Erze und ein katastrophaler Preissturz bei den Blei- und Zinkpreisen führten 1954 zur endgültigen Schließung der Grube.


4. Blende-Schacht

Während des 1. Weltkrieges wurden viele Rohstoffe gebraucht. Auch hier unter dem Kobelsberg wurden verstärkt Erze abgebaut. 1916 wurde der Blende-Schacht gebaut. Der Name des Schachts bezieht sich auf das aus ihm erstmals geförderte Mineral „sulfidische Zinkblende”. Während in den ersten Förderschächten z.T. noch per Hand mit Haspeln gefördert wurde, betrieb man den Blendeschacht und den Neuen Friedrichstollen nun schon mit maschineller Förderung. In den letzten Kriegsjahren kamen auch russische, französische und englische Kriegsgefangene zum Einsatz. Ende der 30er-Jahre wurden die Rechte an diesem Schacht abgegeben, und später wurde er als Schrottplatz genutzt.


5. Elvin-Schacht

Der 66 m tiefe Felix-Elvin-Schacht wurde 1868 errichtet und durch einen 300 m langen Querschlag mit dem Friedrichstollen verbunden. 50 bis 60 Männer arbeiteten dort. 1875 wütete im Elvin-Schacht und den benachbarten Betriebspunkten ein starker Grubenbrand. Zudem gab es durch die Einleitung der Kobelsberg-Grubenwässer in den Leimbach dort größere Fischsterben. 1877 wurden diese Anlagen wegen des Sinkens der Zinkpreise geschlossen und nie wieder in Betrieb genommen. Heute wachsen auf der kleinen, von Gebüsch umgebenen Halde, zum Teil seltene Pflanzenarten, die typisch für schwermetallhaltige Böden sind.


6. Steinteich-Hohlweg

Wie entstehen Hohlwege in Lößgebieten? Wird ein bergauf führender Weg mit schweren Wagen befahren, so bilden sich zuerst kleinere Vertiefungen. Diese werden bei starkem Regen zu Wasserabflussrinnen und reißen Erde mit. Der Weg vertieft sich über die Jahre immer weiter. Das Wertvolle der Hohlwege sind die von der Sonne beschienenen Hänge. Nur hier können (z. T. selten gewordene) Tiere und Pflanzen leben, die Wärme und kalkreiche, trockene Böden brauchen. Dieser Hohlweg ist einer der wenigen seiner Art bei Wiesloch, der noch ungestört ist.


7. Schacht 36

Der Schacht 36 diente zwischen 1860 und 1945 als Zentralschacht für die Abbaue am südlichen Kobelsberg. Der Schacht 36 wurde im Jahr 1853 als reiner Untersuchungsschacht abgeteuft (gebaut) und um 1860 mit dem 370 m langen, von Westen kommenden Alten Friedrichstollen verbunden. Als man 1868 den Elvin-Schacht (Nr. 5) in Betrieb nahm, verband man diesen mit einem 300 m langen Querschlag nach Osten mit dem Friedrichstollen im Bereich des Schachtes 36. Auch der 1918 begonnene Neue Friedrichstollen (Nr.1) zielte auf Schacht 36. Nach 360 m erreichte man diesen in 41 m Tiefe und verlängerte den Stollen noch 330 m weiter nach Norden bis zu einem Blindschacht, der zum 13m höher gelegenen Baiertaler Stollen (Nr.14) führte. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde der Schacht verfüllt.


8. Schacht XV

17 Versuchsschächte wurden von 1895 bis 1917 im Bereich Kobelsberg/Schanz abgeteuft. Sie wurden mit römischen Ziffern bezeichnet. Auf der Halde des Schachts XV errichtete man Unterkünfte für die Belegschaft. Im Bereich des Schachtes XV wurde zwischen 1915 und 1925 Erz abgebaut, danach verfüllte man den Schacht
und riss die Übertageanlagen ab. Auf der Halde entwickelte sich eine Schwermetall-Pflanzengesellschaft u. a. mit der sehr seltenen Labkraut-Sommerwurz. Da die Böden wegen des Bergbaus nicht landwirtschaftlich genutzt werden konnten, entstanden Biotope, in denen sich erstaunlich viele selten gewordene Arten halten konnten und noch können. Mehr als 60 bedrohte Arten können hier gefunden werden, wie z. B. mindestens 20 Orchideenarten, der Wiesen-Gelbstern und die Schopfige Traubenhyazinthe. Die Hinterlassenschaften des Bergbaus haben also auch positive Auswirkungen für die Umwelt.


9. Schacht X

Wegen des kriegsbedingt höheren Bedarfs an Zink wurden hier im Jahr 1915 Zinkerze abgebaut. Dabei wurden mehrfach mittelalterliche Stollen angeschnitten. Wie auf der benachbarten Halde von Schacht XV entwickelte sich hier ein schützenswertes Schwermetallbiotop, in dem auch Labkraut-Sommerwurz wächst.


10. Schwermetalle

Der Bergbau um Wiesloch führte im Laufe der Jahrtausende zu einer weiten Verbreitung der Schwermetalle Blei, Cadmium, Thallium und Zink sowie des Halbmetalls Arsen. Das gesamte Bergwerksgebiet ist durch Erzhalden belastet. Bei der Verhüttung wurden schwermetallhaltige Gase und Stäube freigesetzt und durch den Wind verbreitet. Die Ortsbäche verschwemmten die Materialien und durch Baumaßnahmen werden sie heute noch verteilt. Auf fast 150 Quadratkilometern finden wir die Metalle im Boden. Diese sind für Pflanzen, Tiere und den Menschen giftig. Mit Schwermetallen angereichertes Gemüse sollte nicht in größeren Mengen verzehrt werden. Speziell Wurzelgemüse kann Thallium über den Boden aufnehmen. Deshalb ist auf den Hauptbelastungsflächen von Wiesloch, Nußloch, Leimen und Walldorf der Anbau von bestimmten Pflanzenarten verboten. Einige Kinderspielplätze wurden saniert. Da das Wieslocher Trinkwasser aus der Rheinebene kommt, gibt es hier keine Probleme. Weitere Informationen: Broschüre „Boden und Umwelt“ der Stadt Wiesloch.


11. Schacht 52

Der Schacht 52 diente von 1923 - 1925 zur Bewetterung (= Versorgung mit frischer Luft) der von Schacht XVII abgehenden Untersuchungsstrecke 20. Die Besonderheit des Schachts: die übrig gebliebenen Reste sind typische Schacht-Ringhalden. Ebenso hat sich eine Schwermetallflora entwickelt, die man am massenhaften Vorkommen von Spitzwegerich erkennt.


12. Luftschacht 1

Der 40 m tiefe Luftschacht 1 wurde im Jahr 1928 zur Versorgung mit Frischluft der südlich gelegenen Schächte angelegt und war vermutlich nur bis 1930 in Betrieb. Seine versteckte Lage und die nur teilweise Verfüllung führten leider dazu, dass die Reste in den 80er und frühen 90er Jahren als Müllkippe missbraucht wurden.


13. Rundblick

Bei klarer Sicht können Sie hier wunderbar die Rheinebene überblicken. Im Hintergrund die Hügel des Pfälzer Waldes, etwas näher die Kühltürme des Kernkraftwerks Philippsburg. Unterhalb liegt der Steinbruch Hessler, in dem seit 1881 Kalke zur Erzeugung von Putz-, Mauer und Düngerkalk abgebaut werden. In den Jahren 1969 - 1974 wurde dort ein auf silberhaltigen Bleiglanz angesetztes Stollensystem angeschnitten, das aus den Jahren 1184 bis 1227 stammt.


14. Baiertaler Stollen

Der Baiertaler Stollen wurde im Jahr 1926 begonnen, um den nördlichen Teil der Kobelsberg-Lagerstätte zu untersuchen. Leider waren die eisenreichen Erze in den besten Partien schon im Mittelalter ausgebeutet worden, so dass die Arbeiten bald eingestellt wurden.


15. Halde Baiertaler Stollen

Diese stark verwachsene Bergbauhalde am Westhang des Kobelsbergs wurde beim Bau des Baiertaler Stollens 1926 - 1930 angelegt. Sie besteht leider fast ausschließlich aus nicht verwertbarem Gestein, war aber früher der Fundort von völlig in Limonit (oxidisches Eisenerz) umgewandelten Muschelkalkfossilien.


16. Schabelskling

Eine Sage erzählt: Zur Zeit der franz. Revolutionskriege (18./19. Jh.) lagerten hier französische Soldaten unter dem Oberst Chavél. Da dieser unerträglich streng war, rissen ihn eines Tages seine Soldaten vom Pferd und ermordeten ihn. Seitdem soll Chavél - im Wieslocher Dialekt „Schabel” oder „Schawel” - nachts ohne Kopf ruhelos umherreiten. Noch lange diente der Ruf „Awwel kummt der Schawel“ d. h. „jetzt kommt Chavél“, dazu, ungehorsame Kinder ins Bett zu scheuchen. - Das Gebiet hier heißt seit Jahrhunderten „Schlangengrund”. Seit einigen Jahren gibt es dort die Ringelnatter (Natrix natrix) wieder häufiger. Die Hänge haben Terrassen, die früher wohl Weinstöcke getragen haben. Im frühen 20. Jh. wurden Obstbäume darauf gepflanzt. Schon vor dem 2. Weltkrieg begannen die Anlagen zu verwildern. Seit über 60 Jahren wachsen hier rund 7000 Schneeglöckchen.


17. Geologie Schlangengrund

Wegen geologischer und menschlicher Einflüsse sieht es hier ganz anders aus als am Kobelsberg. Der Kobelsberg besteht aus oberem Muschelkalk mit einer mächtigen Lößauflage und ist leicht hügelig. Die westlich liegenden Gebiete fallen hier nach Süden ab und bestehen aus unterem und etwas mittlerem Muschelkalk ohne Lößauflage. Archäologische Grabungen haben ergeben, dass auch hier früher eine Lößauflage war. Somit muss im hohen Mittelalter eine immense Lößabschwemmung stattgefunden haben. Das könnte durch die mit dem Bergbau verbundene Entwaldung oder durch die landwirtschaftliche Nutzung passiert sein.


18. Alter Stollen

Schon in den Grubenkarten des späten 19. Jh. wird dieser Stollen als unbefahrbarer, alter Stollen bezeichnet. Um 1851/55 muss er als erster Stollen am Kobelsberg gebaut worden sein. Nicht einmal seine genaue Lage konnte bisher im Gelände ausgemacht werden.


19. Schlangengrund-Teich

Der kleine Teich wurde 2002 angelegt. Dieses Feuchtbiotop für bedrohte Amphibien und Libellen ist mit mehr als 2 Metern Tiefe frostsicher und mit genug Reserven gegen Verschlammung ausgelegt. 19 Libellen- und 13 Amphibienarten konnten u. a. durch die positiven ökologischen Effekte der Steinbrüche im Gebiet zwischen dem Schlangengrund-Graben, dem Steinbruch Hessler und dem ehemaligen Betriebspunkt „Schlangengrund“ der Heidelberger Zementwerke nachgewiesen werden.


20. Alte Aufbereitung

Mehrere Röstöfen für Zinkerze wurden im Jahr 1857 am Westhang des Kobelsbergs erbaut. Da die Erlöse sanken, wurde ab 1864 hauptsächlich die Kobelsberglagerstätte abgebaut. Dort wurden vier Flammöfen errichtet. Es arbeiteten 50-60 Mann dort. Wegen Sinkens der Zinkpreise wurde 1877 der Betrieb eingestellt. Erst ab 1914 wurde dort wieder gearbeitet. Um 1916 baute man beim Kalkwerk Hessler eine Waschanlage für Zinkerze, die jedoch schon 1920 wieder geschlossen wurde, da die große Aufbereitung am Südhang des Kobelsbergs fertiggestellt werden konnte. Seit dieser Zeit werden die Anlagen allein durch das Kalkwerk Hessler genutzt.


Wer sich noch weiter informieren will, dem sei die im Jahr 2000 neugestaltete Bergbauabteilung des Städtischen Museums in Wiesloch im "Dörndl" genannten mittelalterlichen Wehrturm unterhalb des Rathauses empfohlen; das Museum ist jeden Sonntag 14.00 bis 16.00 Uhr geöffnet. Dort findet sich eine umfangreiche Ausstellung von Mineralien aus dem Bergwerk, verbunden mit historischen Darstellungen, vielen Geräten und einem nachgebauten Stollen.