Wieslochs Stadtteile
Die Stadt Wiesloch hat neben der Kernstadt noch vier Stadtteile: Altwiesloch, Baiertal, Frauenweiler und Schatthausen.
Altwiesloch
Altwiesloch war im Laufe der Geschichte manchmal eigenständig, und manchmal gehörte es zu Wiesloch. Im Jahre 1908, nach dem Bau der Großherzöglichen Heil- und Pflegeanstalt, wurde es endgültig nach Wiesloch eingemeindet. Es gibt, anders als in Baiertal und Schatthausen, keinen Ortschaftrat.
Geschichtliches
Der Name "Altwiesloch" tauchte 1400 erstmals auf und bezog sich damals auf die Burg mit zugehörigem Gutshof. Bereits 1288 wurde in Wiesloch zwischen der Altwieslocher Burg und der Stadt unterschieden. Und eine weitere Schönauer Urkunde spricht 1293 von einem "Castrum" (Altwiesloch) und "oppodium" (Stadt Wiesloch). Mit dem Übergang an Baden wurde 1803 die Zugehörigkeit zu Wiesloch aufgehoben. 1810 wurde sie jedoch wieder provisorisch hergestellt. 1842 trennte sich Altwiesloch von Wiesloch und wurde eine selbstständige Gemeinde. Aufgrund des Baus der Großherzoglichen Heil- und Pflegeanstalt im Jahr 1905 wurde das Dorf 1908 endgültig nach Wiesloch eingemeindet.
Die Altwieslocher Burg
Die Bestimmung von Alter und ursprünglichen Erbauern der Burg Altwiesloch ist leider immer noch eines der ungeklärten Kapitel in der Wieslocher Geschichte. Eine archäologische Notbergung am Rande des Areals erbrachte Funde ab dem 12. beziehungsweise 13. Jahrhundert. Es ist jedoch nicht gesichert, ob dort tatsächlich die edelfreien Herren von Wissenloch saßen. Der Abriss von großen Bereichen der Burg erschwert deren bauliche Beurteilung. Der wohl aus dem 12. Jahrhundert stammende Wohnturm ist 1888 eingestürzt. Und 1898 wurde der Torturm abgetragen. Urkundlich wird die Burg das erste Mal im Jahr 1269 als Besitz der Herren von Weinsberg genannt. 1277 ging sie an die Pfalzgrafen über. 1405 verpfändeten die Pfalzgrafen die Burg und die gesamte Gemarkung an Schwarz-Reinhard von Sickingen. Dieser erhielt sie 1414 auch zu Eigentum. Ab diesem Zeitpunkt ist Alt-Wiesloch der Mittelpunkt einer kleinen Adelsherrschaft. Diese besaß auch Güter in Baiertal, Schatthausen und Wiesloch.
Die Pankratius-Kapelle
Die nördlich der Burg gelegene Pankratius-Kapelle lohnt einen Besuch. Inneneinbauten wie Rippengewölbe und Malereien stammen aus dem 15. Jahrhundert. Möglicherweise geht der heutige Chor auf ein älteres, profanes Gebäude zurück. Diese Vermutung liegt nahe, da an der östlichen Mauer in früherer Zeit noch ein Aborterker angebracht war. An der südlichen und nördlichen Außenwand und im Innenraum stehen Grabsteine
- des Adelsgeschlechts der Sturmfeder von Oppenweiler aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
- des Priesters Nikolaus Trog aus dem Jahr 1454
Im Inneren des Chors und der Sakristei sieht man gut erhaltene Malereien aus dem 15. Jahrhundert, sowie diverse Wappensteine an dem Rippengewölbe. Erwähnenswert ist auch ein aus der früheren Burgkapelle stammender romanischer Taufstein. Das Langhaus wurde im 17. Jahrhundert zur Ruine und erst 1972 wieder aufgebaut.
Wallfahrtsort: Das Wunder von Altwiesloch
1932/33 wurde die Kapelle über einen Zeitraum von mehreren Monaten urplötzlich zu einem Wallfahrtsort. Gegenstand der besonderen Verehrung war das ausdrucksstarke barocke Antependium mit der Grablegung Christi. Zeitschriften berichteten zum Teil in großer Aufmachung über das "Wunder von Altwiesloch". Das Bild am Hochaltar wurde das Ziel tausender Wallfahrer. Viele glaubten, dass die Christusfigur zeitweilig die Augen geöffnet habe. Schließlich bemühte man von kirchlicher Seite eine Expertenkommission. Diese klärte auf, dass Jahre zuvor das Bild wiederholt restauriert worden war. Dadurch war den Gesichtszügen Christi ein zweites Bild unterlegt, so dass der Eindruck eines Vexierbildes entstand. Man vermutete, dass das unterlegte Gesicht die Züge des Marschalls Tilly tragen würde.
Das Bürgerhaus
Unterhalb der Kapelle steht das heutige Bürgerhaus. Dieses wurde früher als Schule und Rathaus genutzt. Eingemauerte Wappensteine und Wappentafeln bezeugen, dass es zwischen 1573 und 1580 von Hans Jörg von Frauenburg und seiner Frau Maria von Nippenburg erbaut wurde. Das Renaissance-Portal ist das einzig erhaltene dieser Zeit in Wiesloch.
Ein Aussichtspunkt: Der Schafbuckel
Die Mühlen in Altwiesloch und Wiesloch
In früherer Zeit waren in Wiesloch Mühlen so häufig, dass der Leimbach sogar Mühlbach genannt wurde. Schon in der ersten urkundlichen Erwähnung von 801 wird eine Mühle genannt, im Jahre 1786 waren es 9 Mühlen. Von Ost nach West lagen unter anderem die Lechner'sche Mühle, die Obere Mühle, die Untere Stadtmühle, die Postmühle und die Dornmühle. Stellvertretend für diese vergangene Industrie sei auf die zwischen Altwiesloch und Wiesloch gelegene Lechner'sche Mühle hingewiesen. Deren Wohngebäude aus dem 19. Jahrhundert wurde vorbildlich restauriert.
Baiertal
Die ehemals eigenständige Gemeinde Baiertal wurde im Rahmen der Verwaltungsreform zum 31.01.1972 nach Wiesloch eingemeindet, gleichzeitig wurde ein Ortschaftsrat eingerichtet.
Geschichtliches
Steinzeitliche Funde und zwei römische Aussiedlerhöfe belegen, dass die Gemarkung Baiertal schon in früherer Zeit bewohnt wurde. Die erste Erwähnung von Baiertal als Buridal im Lorscher Codex verzeichnet einen dortigen Besitz von nur 10 Morgen Ackerland im Jahr 841.
Archäologische Funde setzten ab dem 8. Jahrhundert ein und lassen für das 12. Jahrhundert eine Blüte des Ortes erahnen: Im Tal des Gauangelbachs bestand in Zusammenhang mit dem Wieslocher Silberbergbau eine große Blei-Silberhütte. 1314 erscheint ein kleineres Gut im Besitz des Klosters Schönau. Das Gut gehörte vorher vorher Ulrich Landschad von Steinach. Als Zeugen treten schon zu diesem Zeitpunkt die Ministerialen von Hohenhart auf, die sich bis 1403 als Ortsherren in Baiertal erschließen lassen. Durch deren missliche finanzielle Verhältnisse geht der Ort nach und nach in andere Hände über: den Deutschen Orden und die Herren von Sickingen. Durch den Bach war die Gemarkung in zwei Herrschaftsbereiche getrennt, in den Zehnt Meckesheim und die Blutgerichtsbarkeit von Wiesloch. Die Ostseite Baiertals wurde 1803 badisch. Der Rest zu drei Vierteln im Jahr 1805 sowie der Anteil des Deutschen Ordens im Jahr 1809. Zuständiges Amt war von 1810 bis 1938 Wiesloch, danach Heidelberg.
Am 31. Januar 1972 wurde Baiertal nach Wiesloch eingemeindet. Gleichzeitig wurde ein Ortschaftsrat eingerichtet.
Die Kirchen
Die Kirche wird zum ersten Mal im Jahr 1369 genannt, als ein unter ihr gelegener Hof verkauft wird. Sie lag somit am Platz der heutigen evangelischen Kirche. Diese ist ein Neubau aus dem Jahr 1802. Es scheint, dass sie ebenso wie die Wieslocher Kirche früher ummauert war. Diese Kirche wurde sowohl von der evangelischen als auch von der katholischen Kirchengemeinde genutzt. 1912 wurde dann eine eigene Katholische Kirche gebaut, die dem Heiligen Gallus geweiht ist.
Der berüchtigte Schinderhannes
Tabakindustrie und Steinbrüche
Ab 1870 wurde die Tabakindustrie für den Ort von Bedeutung, es arbeiteten bis zu 370 Personen in diesem Wirtschaftszweig. In der Wieslocher Straße steht heute als Denkmal ein Teil des früheren Eingangsrisalits der Tabakfirma Maier. Ein weiterer wichtiger Erwerbssektor lag im montanen Bereich: Das Wieslocher Bergwerk und die Steinbrüche im Ort selbst gaben bis in die 50er Jahre vielen Menschen Arbeit.
Karl Hermann Zahn, ein bedeutender Sohn Baiertals
Als besondere Persönlichkeit ist der 1865 in Baiertal als Müllerssohn geborene Karl Hermann Zahn zu nennen. Er war Professor für Geometrie, Chemie und Baustofflehre an der Baugewerkenschule in Karlsruhe. Seine bleibenden Verdienste liegen aber auch auf dem Gebiet der Botanik. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert widmete er sich den sogenannten "Hieracien", im Volksmund bekannt als Habichtskräuter . Er war seinerzeit der beste Kenner dieser Pflanzengruppe in ganz Deutschland.
Stadtteilverein
Link zum Stadtteilverein Baiertal
Frauenweiler
Frauenweiler wurde im Jahre 1937 gegründet, als eine große Wohnungsnot herrschte. Die Siedlungshäuser wurden etwas westlicher gebaut als die mittelalterliche Siedlung Frauenweiler. Es gibt, anders als in Baiertal und Schatthausen, keinen Ortschaftrat.
Geschichtliches
Die ursprüngliche Siedlung Frauenweiler lag am Westhang des Gänsberges im Bereich des heutigen Aussiedlerhofs. Funde belegen eine Gründung des 12. Jahrhunderts, obwohl die erste urkundliche Erwähnung als "Wilre" erst in das Jahr 1293 fällt.
Ab 1333 ist dann der Name Frauenweiler belegt, der sich auf das Patrozinium der Kirche "unserer lieben Frau Maria" bezieht. Die Siedlung bestand aus mehreren, in adliger Hand befindlichen Höfen und einer Schäferei. Bemerkenswert ist die Bedeutung der Kirche dieses kleinen Dorfs. Aus den vielen Altarpfründen kann man eine Wallfahrt erschließen. Diese stand sicherlich nicht nur im Zusammenhang mit dem Patrozinium, sondern auch mit dem dort befindlichen Kurbrunnen (Schwefelquelle). Hinzu kam ein Ende März stattfindender Jahrmarkt.
Wiesloch wollte Frauenweiler auflösen
Zielstrebig hat die Stadt Wiesloch ab dem frühen 16. Jahrhundert die Auflösung Frauenweilers betrieben. Auf herrschaftlichem Geheiss mußten die Einwohner 1526 ihre drei Häuser abreißen und sich auf Allmendeplätzen in Wiesloch niederlassen. Lediglich Pfarrhaus und Kirche blieben bis zur Reformation bestehen. Wegen verschiedener Klagen der Wieslocher Bürger hob Kurfürst Ludwig die Gemarkung Frauenweiler im Jahr 1526 auf. Die Flächen gingen an die Stadt Wiesloch. Heute erinnern nur noch eine Gedenktafel und ein Sühnekreuz aus dem 16. Jahrhundert an die ursprüngliche Siedlung.
Der Gänsberg oberhalb Frauenweilers
Bei den vielen Belagerungen und Truppendurchzügen im 17. und 18. Jahrhundert war der Gänsberg oberhalb des alten Frauenweiler der beliebteste Lagerplatz. Er war wegen seiner überhöhten Lage leicht zu verteidigen und man hatte eine gute Rundumsicht. Daher rührt auch die schöne Sage, die den Namen des Berges zu erklären sucht: Bei einem der vielen Überfälle der Franzosen floh ein Gänsehirt mit seinen Tieren den bewaldeten Hügel hinauf. Die Tiere machten einen so großen Krach, dass die französischen Soldaten das weiße Gefieder für kaiserliche Uniformen hielten und sofort reißaus nahmen.
Die Neuentdeckung der Kurquelle
1767 entdeckte man die Kurquelle wieder. Auf Geheiß des Kurfürsten Carl Theodor wurde sie gefasst. Man plante sogar eine größere Badeanstalt. Die fast zeitgleich aufkommenden Bäder Langenbrücken und Zaisenhausen ließen aber das Interesse an der Quelle rasch abkühlen. Bis in das frühe 20. Jahrhundert hinein nutzte man das Wasser noch zu Trinkkuren.
Die heutige Siedlung
Die Gründung des heutigen Ortsteils fällt in das Jahr 1937. Das heutige Frauenweiler liegt 400 m westlicher als die mittelalterliche Siedlung. Anlass zur Neugründung des Stadtteils war die damals herrschende große Wohnungsnot. Das Frauenweiler der 30er und 40er Jahre war eine reine Arbeitersiedlung. In den 60er Jahren begann dann die Entwicklung zum heutigen Stadtteil, mit Kirche, Kindergarten und Grundschule.
In den Jahren 1948 bis 1954 betrieb man auf dem Gänsberg Versuchsbergbau. Die dortigen Blei-Zink-Erze waren jedoch ölimprägniert und deshalb nicht aufzubereiten. Durch den Stollenvortrieb versiegte allerdings der Kurbrunnen und dessen Anlagen wurden leider zugeschoben.
Stadtteilverein
Link zum: Stadtteilverein Frauenweiler
Schatthausen
Die ehemals eigenständige Gemeinde Schatthausen wurde im Rahmen der Verwaltungsreform zum 31.01.1972 nach Wiesloch eingemeindet, gleichzeitig wurde ein Ortschaftsrat eingerichtet.
Geschichtliches
Schatthausen ist vermutlich mit dem 795 und 798 im Lorscher Codex als Walfolfeshusen genannten Dorf identisch. Vereinzelte Gräber mit Waffenbeigaben des 7. Jahrhunderts belegen es als eine Gründung der merowingischen Zeit. Im Jahr 1294 findet sich erstmals der Ortsname Schadehusen, als ein Hof verkauft wird. Schon damals wurde zwischen dem Ober- und Unterdorf unterschieden. Das Schloss erhält Baubestandteile verschiedener Epochen. Es besteht noch heute aus einer Wasserburg mit doppeltem Graben und landwirtschaftlicher Vorburg. 1803 kam Schatthausen zu Baden und bildete zusammen mit Mauer ein grundherrliches Amt. Von 1813 bis 1938 zum Bezirksamt Wiesloch gehörend, kam der Ort 1938 zum Landkreis Heidelberg. Am 31. Januar 1972 wurde Schatthausen nach Wiesloch eingemeindet. Gleichzeitig wurde ein Ortschaftsrat gebildet.
Die Wasserburg
Die Ursprünge der heutigen, nordöstlich des Ortes gelegenen Wasserburg sind leider unklar. Man vermutet jedoch, dass bereits im Jahr 1356 eine Burg bestanden hat: In diesem Jahr wurde der verstorbene Gerhard Gabel von Obrigheim in der Schatthäuser Kirche bestattet. Sein sehenswerter Grabstein hat sich bis heute in der Kirche erhalten. Die heutige Wasserburg wird erstmals 1562 erwähnt und wurde 1670 umgebaut. Die gesamte Anlage ist hervorragend erhalten, aber leider nicht zugänglich. Sie befindet sich in Privatbesitz und wird von der Familie Göler von Ravensburg bewohnt. Auf einem Wiesengrundstück in der Nähe ist ein restauriertes Mühlrad aufgestellt.
Die Kirche
Die heutige (evangelische) Kirche ist ein Neubau der Jahre 1746/49. Ein Unwetter hatte zuvor die mittelalterliche Kirche zerstört. Im Inneren der Kirche befinden sich noch heute die Grabsteine der Herren von Brüggen und den des Gerhard Gabel von Obrigheim aus dem Jahr 1356. [Auf der Internetseite der Kirchengemeinde findet sich eine ausführliche Chronik.]
Das Leben war vom Ackerbau geprägt
Der Lange Stein
Sagenumwoben ist der sogenannte "Lange Stein", auch "Heidensäule" genannt. Eine Sandsteinsäule südöstlich des Ortes ragt über 2,5 m hoch aus dem Boden. Der dortige Gewann-Name "Zollstock" weist darauf hin, dass es sich wohl um eine Markierung der Grenze zwischen dem kurpfälzischen Schatthausen und dem zum Hochstift Speyer gehörenden Oberhof handelt. Um das Jahr 1700 wird jedoch behauptet, dass dort früher ein Viehmarkt abgehalten worden sei. Das Gelände ist heute stark zugewachsen und die Säule schwer zu finden.
Der ehemalige Kalksteinbruch
Quellenhinweis
Historisches Wiesloch, Ein Führer zu den Sehenswürdigkeiten der Winzerstadt, von Ludwig H. Hildebrandt und Helmut Mohr, ISBN 3-87742-147-4, K.F. Schimper Verlag